Landschaftsveränderungen machen Madagaskar zu einem Hotspot für Pflanzenarten

Die Artenvielfalt der Insel Madagaskar verdankt ihren Reichtum zu einem grossen Teil geologischen Prozessen, wie eine neue multidisziplinäre Studie zeigt, die in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde.

Alaotra-Mangoro
Lokal erodierter Berghang an der Randstufe im Osten Madagaskars, veränderte Habitatstrukturen für tropische Pflanzenarten wie der endemische Baum der Reisenden (Ravenala madagascariensis). (Bild: ETH Zürich / Sean Willett)

Die Studie ist Teil einer laufenden Zusammenarbeit zwischen den Gruppen von Prof. Sean Willett, Departement Erdwissenschaften (D-ERDW), Prof. Loïc Pellissier, Departement Umweltsystemwissenschaften (D-USYS, WSL) und Prof. Niklaus Zimmermann (D-USYS, WSL). Ziel der Zusammenarbeit ist es, herauszufinden, wie tektonische, geomorphologische und sedimentologische Prozesse zur Isolation, Artenbildung und Diversifikation biologischer Populationen von Pflanzen und Tieren führen.

«Der aus der Kreidezeit stammende passive Kontinentalrand im Osten Madagaskars ist aus geomorphologischer Sicht ein bemerkenswert dynamischer Ort.»
Yanyan Wang, Departement Erdwissenschaften

Der Science-Artikel argumentiert, dass Landschaftsdynamik eine beschleunigte Pflanzenartenbildung begünstigt, und untermauert diese Hypothese durch die Dokumentation der Verbreitung endemischer und seltener Pflanzen in ganz Madagaskar. Die Arbeit baut auf der Doktorarbeit von Yanyan Wang (2021) auf, die Raten der Landschaftsveränderung bestimmt und zeigt, dass sich hohe Erosionsraten auf die Randstufe entlang der Ostküste konzentrieren. Die Pflanzenvielfalt war eindeutig mit den geomorphologischen Prozessen an der Randstufe verbunden. Numerische Modelle konnten bestätigen, dass die beobachtete Verteilung der Pflanzenvielfalt mit den zu erwarteten Habitat-Veränderungen bei erosivem Rückzug der Randstufe übereinstimmt.

Das Projekt ist Teil einer Zusammenarbeit zwischen mehreren ETH-Departementen, die sich mit den Wurzeln von Evolution und Biodiversität befasst. Ein ähnliches Projekt unter der Leitung von Prof. Willett wird im Rahmen des ETH+ Programms finanziert und untersucht den Einfluss von Tektonik auf Biodiversität in Südwestchina, einem weiteren Hotspot der Biodiversität, der jedoch im Gegensatz zu Madagaskar ein komplexes tektonisches Umfeld aufweist. Am Projekt beteiligt sind Mitarbeitende des D-USYS, des D-BSSE sowie Sean Willett und Taras Gerya vom D-ERDW.

Literaturhinweis

Yi Liu, Yanyan Wang, Sean D. Willett et al. Escarpment evolution drives the diversification of the Madagascar flora. Science 383, 6683 (2024). externe Seitedoi: 10.1126/science.adi0833

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