Bodenschätze in Zeiten des Klimawandels
Die dringende Entwicklung hin zu einer emissionsarmen Energieproduktion und Wirtschaft wird eine beispiellose Nachfrage nach Metallen und Baustoffen auslösen.
Allein der Bau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien (z.B. Sonne und Wind) erfordert etwa zehnmal mehr Rohstoffe als Kohlenwasserstoff- und Kernkraftwerke, die gleiche Energiemenge liefern. Auch die Nutzung und Speicherung dieser grünen Energie erfordert metallhungrige Technologien, wie Batterien und Elektroautos. Während die Verbesserung der Recyclingeffizienz einen Teil dieser Last tragen kann, muss der Grossteil der Nachfrage durch die primäre Gewinnung aus Mineralvorkommen erfüllt werden. Diese Herausforderung wird Fachwissen und Kreativität von allen Seiten der Gesellschaft erfordern. Unter diesen spielen Erdwissenschaftlerinnen und Erdwissenschaftler eine grosse Rolle.
Wie entstehen Mineralienlagerstätten?
Dies ist die Hauptfrage, mit der sich die Gruppe der Mineralressourcen unter der Leitung von Professor Cyril Chelle-Michou befasst. Die Untersuchung von Mineralressourcen bedingt einen interdisziplinären Ansatz, bei dem Daten und Konzepte, die ein breites Spektrum von Bereichen umfassen, zusammengeführt werden müssen, um die Prozesse zu entschlüsseln, die unseren Planeten geformt und die natürlichen Ressourcen gebildet haben, auf die sich unsere Gesellschaft stützt.
Die meisten Bodenschätze, die wir heute in der Nähe der Oberfläche finden, bildeten sich vor Millionen von Jahren tief in der Erdkruste. Diese Bodenschätze sind Ablagerungen von Metallen die durch Fluide und Magmen transportiert wurden. Die Gruppe untersucht gut exponierte Mineralsysteme in Europa, Nordamerika und den Anden Südamerikas. Dort kartieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende die Geologie und sammeln Gesteinsproben, die wertvolle Informationen über die Prozesse, die Mineralienlagerstätten gebildet haben, bewahren. Diese Informationen werden anschliessend in den hochmodernen Labors der ETH Zürich entschlüsselt und die entsprechenden Prozesse mit Hilfe von Computersimulationen modelliert.
Diese Forschung wird in Zusammenarbeit mit Bergbauunternehmen durchgeführt, wobei tiefe Explorationsbohrungen und aktive Minen verwendet werden, die hervorragende dreidimensionale Archive von Mineralisierungssystemen bieten. Im Gegenzug hilft das Aufdecken der Prozesse, die Bildung und Grösse von Mineralvorkommen kontrollieren, der Industrie bei der Suche nach neuen Vorkommen, die unsere metallbedürftige Gesellschaft versorgen. Die gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Verringerung wirtschaftlicher Risiken durch die Lokalisierung tiefer gelegener Ressourcen - diese sind schwieriger zu finden, aber im Allgemeinen umweltfreundlicher abzubauen.